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Die Johann-Holzapfel-Schule ist seit 2005 Teil des Beratungsnetzwerkes Hochbegabung des Schulamtes Heinsberg. Aus diesem Beratungsnetzwerk schlossen sich 2008 eine Gruppe von 13 Schulen aus dem Kreisgebiet zu einem Netzwerk „Begaben wagen“ zusammen, die sich in regelmäßigen Abständen über die Begabtenförderung austauschen. In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Kluge der Universität Köln werden hier relevante Themen wissenschaftlich betrachtet, sodass ein fundierter Austausch stattfinden kann. Zudem werden gemeinsame Projekte, wie der „Kinderhörsaal“ (s. Punkt 3: Plus-Kurs) geplant.

 

1. Leitgedanken der Begabungsförderung

In Anlehnung an die Intelligenzformen von Howard Gardner beachten wir folgende neun Formen von Begabung:

  • Sprachliche Intelligenz
  • Musikalische Intelligenz
  • Logisch-mathematische Intelligenz
  • Räumliche Intelligenz
  • Körperlich-kinästhetische Intelligenz
  • Intrapersonale Intelligenz
  • Interpersonale Intelligenz
  • Naturalistische Intelligenz
  • Existenzielle Intelligenz

 

Es sind zwar nur 2 – 3 % aller Kinder hochbegabt, jedoch verfügen 15 bis 20 % eines Jahrgangs über ein überdurchschnittliches Begabungspotential. Damit diese Kinder ihre Begabungen entwickeln können, brauchen sie Mitmenschen, Eltern, Erzieher/innen, Lehrer/innen, die ihnen helfen, ihren Weg zu gehen.

 

Unserem Verständnis der Förderung besonderer Begabungen liegt ein dynamischer Begabungsbegriff zugrunde, d.h. Begabungen entwickeln sich nur in Wechselbeziehungen und können in diesem Prozess durch gemeinsames pädagogisches Handeln unterstützt werden.

 

Gemäß den Richtlinien der Grundschulen (seit 2008) ist „ jedes Kind bezogen auf seine individuellen Stärken und Schwächen durch differenzierenden Unterricht und ein anregungsreiches Schulleben nachhaltig zu fördern […] insbesondere die Förderung von besonderen Begabungen und Neigungen (s. Richtlinien NRW S.12).

 

"Begabtenförderung muss sicherlich frühzeitig einsetzen, jedenfalls in der Grundschule. Die Entdeckung und Förderung hoher Begabungen bereits in der Grundschule ist eine wesentliche Voraussetzung für deren spätere Entfaltung in den weiterführenden Schulen." (H. Müller-Kinet)

 

Die Basis für erfolgreiches Lernen ist gegenseitiges Vertrauen: Der Lehrer in seiner Rolle ist nicht nur Wissensvermittler, sondern auch Partner und Helfer in allen Lebensfragen. Die Lehrer der Johann-Holzapfel-Schule wollen eine anregende, angstfreie, angenehme Lernatmosphäre schaffen, die es allen Kindern erlaubt, in ihrem Rahmen zu leben und zu lernen. Gerade hochbegabte Schüler, deren Leistungen und Interessen sich extrem von denen Gleichaltriger unterscheiden, brauchen ein Lernumfeld, in dem es selbstverständlich ist, dass jeder Schüler anders ist und auch sein darf. Dazu sind besondere Absprachen und die Unterstützung durch die Klassenlehrerin nötig.

 

2. Identifikation der besonders begabten Kinder

Hochbegabt ist – wer in bestimmten Bereichen seiner Entwicklung den Gleichaltrigen deutlich überlegen ist. Da sich die Begabung eines Kindes – seine angeborene Befähigung für besondere Leistung - in verschiedenen Formen äußern kann, können Intelligenztests nur im Einzelfall helfen. Viel wichtiger sind persönliche Beobachtungen von Eltern und Erziehern.

 

So können bereits vor der Einschulung besondere Begabungen festgestellt werden. Da die Erzieherinnen der Kindergärten zusammen mit den zukünftigen Schulkindern unsere „Mini-Schule“ (vgl. Schulübergang: Kindergarten – Grundschule) etwa ein halbes Jahr vor der eigentlichen Einschulung besuchen, besteht hier die Möglichkeit eines Austausches über eventuell besonders begabte oder auffällige Kinder.

 

Vor der Einschulung wird jedes Kind in einem speziell von der Schule entwickelten Testverfahren, der „Diagnose-Werkstatt“, auf Schulfähigkeit getestet. Hier sind alle Lehrpersonen involviert, so dass eventuell besonders begabte Kinder auffallen. Es schließt sich ggf. ein intensives Gespräch mit den Eltern an, in dem auch Besonderheiten/Auffälligkeiten erörtert werden. Der Blick auf hochbegabte Kinder wird so bereits im Vorfeld sensibilisiert.

 

Sind die Kinder eingeschult, so werden alle Kinder kontinuierlich beobachtet und die Ergebnisse dieser Beobachtung in speziellen Listen (Beobachtungsbögen) fortgeschrieben. Bei besonderen Auffälligkeiten wird ein spezieller Beobachtungsbogen zur Identifikation begabter Schüler/innen eingesetzt. So werden auffällige Verhaltensmerkmale hochbegabter Kinder, wie schnelle Informationsaufnahme und -verarbeitung, intellektuelle Neugier, großer Wortschatz oder Freude am Problemlösen wahrgenommen, notiert und in der Unterrichtsplanung berücksichtigt.

 

Die intensiven Elterngespräche während der gesamten Schulzeit helfen zusätzlich, besondere Stärken der Schüler zu erkennen. Hier denken wir auch an musisch-künstlerische sowie sportliche Begabungen (Wettbewerbe: Jugend musiziert/sportliche Wettkämpfe).

 

Gerade hochbegabte Kinder haben besondere Bedürfnisse und Möglichkeiten, die oft übersehen werden. Folgen dieses Nichterkennens können Ungeduld, Hyperaktivität oder Frustration sein, aber auch nicht ausgeschöpfte Potentiale. Um diesen Verhaltensproblemen entgegen zu wirken, genügt es nicht, dass wir diese Schüler in gleicher Weise fördern und fordern und uns an altersgemäßen Lerninhalten und Methoden orientieren. Wichtig ist, Motivation und Leistungsbereitschaft vom ersten Tag an zu schaffen und damit auch die Zahl der unterforderten Kinder (Underachiever) möglichst gering zu halten.

 

Treten starke Verhaltensauffälligkeiten auf, so besteht die Möglichkeit, mit dem schulpsychologischen Dienst Heinsberg zusammen zu arbeiten.

 

3. Maßnahmen der Individuellen Förderung 

Da sich altersgleiche Kinder häufig in ihrem Entwicklungsstand unterscheiden und es deshalb keine entwicklungshomogenen Klassen gibt, können besonders begabte Kinder, die intellektuell, aber auch körperlich, emotional und sozial bereits früher schulfähig sind, vorzeitig eingeschult werden. Voraussetzung ist, dass die nötige Entwicklung vorhanden ist und das Kind und seine Eltern mit dieser Maßnahme einverstanden sind.

 

Bei Schülern mit Begabung auf breiter Ebene ist das Überspringen möglich, wenn die körperliche, seelische und soziale Reife gegeben sind. Voraussetzung ist auch hier, dass das Kind, seine Eltern und die beteiligten Lehrer einverstanden sind und auch die aufnehmende Klasse vorbereitet wurde. Hierbei sehen wir gerade für unterforderte Kinder eine wichtige Entlastung.

 

Bevor eine endgültige Entscheidung getroffen wird, nimmt der Schüler zunächst probeweise für vier bis sechs Wochen am Unterricht der höheren Klasse teil. Hier ist ein intensiver Austausch der Klassenlehrer beider Klassen nötig, der an unserer Schule auch in den allwöchentlichen Dienstbesprechungen erfolgt.

 

Es besteht auch die Möglichkeit, nur den Deutsch- oder Mathematikunterricht in einer höheren Klasse zu absolvieren, da der Stundenplan von den Klassenlehrern variabel gestaltet werden kann.

 

3.1 Förderung im Klassenunterricht

Besonders im Klassenunterricht fördern wir die Kinder individuell, da das Kind hier die meiste Zeit verbringt.

 

Innerhalb des Klassenunterrichts erfolgt eine individuelle Förderung durch verschiedene pädagogische Instrumente, um den lebenslangen Lernprozess sowie den schulischen und außerschulischen Wissenserwerb zu unterstützen:

  • Einbindung spezieller Unterrichtsformen (Stationenlernen, Wochenpläne, Freie Arbeit, Werkstätten, Projekte und Kooperatives Lernen) zur Differenzierung nach Niveau, Tempo und Zugangsweisen, aber auch zur Förderung der Teamfähigkeit.

 

  • Verankerung selbst gesteuerten Lernens durch Reflektieren über den eigenen Lernprozess, u. a. Führen eines Lerntagebuchs oder Portfolio

 

  • Zusammenarbeit mit außerschulischen Fachkräften (z.B. Ergotherapie, SPZ,…)

 

  • Ermöglichen von entdeckendem Lernen durch geeignete Lernumwelten, damit Wissenserwerbsprozesse beim Lernenden ausgelöst werden. Hierfür stehen uns spezielle Lernmaterialien zur Verfügung.

 

Zum Beispiel:

  • Geo-Clix
  • Spectra-Brücken,
  • Nikitin-Material
  • CVK- Magnetbaukasten
  • CVK-Stromkasten
  • Lego-Technik

 

 

 

                                                                    

 

3.2 Plus-Kurse

Innerhalb der Plus-Kurse werden die besonders begabten Kinder der Jahrgänge 2 bis 4 speziell in Kleingruppen gefördert. Dort können sich die Kinder mit einem Thema aus ihrem Interessenbereich beschäftigen. So entwickeln sie sich zu kleinen Experten. Die dafür benötigten Basiskompetenzen zur Informationsbeschaffung und -aufbereitung, die formalen Kriterien einer schriftlichen Arbeit oder die Präsentationstechniken erarbeiten die Kinder gemeinsam mit ihrer Lehrkraft. Um auch den Zahlenkünstlern gerecht zu werden, nehmen wir am weltweiten Känguru-Wettbewerb der Mathematik und der Mathematik-Olympiade teil.

 

Känguru-Wettbewerb der Plus-Kurse 2014

 

Kinderhörsaal 2014: Aufführung zu Brechts Leben des Galilei

 

Einmal im Jahr haben die Schüler/innen zusammen mit den anderen Netzwerkschulen die Möglichkeit, ihr erarbeitetes Projekt im „Kinderhörsaal“ zu präsentieren oder in der „Kinder-Uni“, problemhaltige Aufgaben zu lösen und so Anstöße für ihre Weiterarbeit zu erhalten.

 

3.3 Weitere Fördermaßnahmen

Des Weiteren versuchen wir Begabung in vielen Bereichen zu fördern. So nimmt die Schule mit sportlich besonders begabten Kindern schon jahrelang erfolgreich an den Wettbewerben des Cross-Laufens sowie des Jungen- und Mädchen-Fußballs teil. Künstlerisch begabte Kinder haben die Möglichkeit beim alljährlichen Malwettbewerb ihre Fähigkeiten zu zeigen. Seit mehreren Jahren werden regelmäßig Mathe-Olympiaden durchgeführt, um Kinder mit mathematisch- logischen Fähigkeiten zu fördern. Kinder mit einer eher sprachlich- und/oder musischen Begabung haben beispielsweise die Möglichkeit, an der Musical- AG (Kulturprojekt des Landes NRW) und Schreib- oder Lese-Wettbewerben teilzunehmen.

 

4. Beratung

Neben der Identifikations- und Konzeptionsphase ist es für uns sehr wichtig, dass eine umfassende und fundierte Elternberatung stattfindet. Basierend auf den individuellen Beobachtungen der Klassenlehrer/in und Fachlehrer erfolgen Gespräche über außerschulische Fördermöglichkeiten. Diese können sein:

  • Besuch der ISI-Kurse in Erkelenz
  • Erlernen eines Musikinstrumentes an der Städtischen Musikschule
  • Teilnahme am MINT-Programm
  • Teilnahme an Sportkursen